Hallo ihr Lieben,
heute schreibe ich mal wieder über schönes und für einen Erkrankten auch trauriges. Dem Fluch oder Segen, dass man alles testen möchte und einfach mehr will, als man haben kann. ??
Angefangen hat alles damit, dass ich auch immer mal bouldern wollte und es nun auch mal getestet habe. Wie eigentlich jeder Sport gefällt mir auch das sehr gut… Wer hätte es gedacht?! ?? Es stellte sich schnell heraus, dass ich viele Routen einfach nicht konnte, weil die Tritte zu klein waren und ich mit den Krüppelzehen auch die Spannung im Fuß nicht halten konnte. Ein Punkt mit dem ich überhaupt nicht gerechnet hatte.
Achtung: es folgen zwei sehr elegante und eventuell sehr sexy wirkende Fotos von mir… ???
Ich dachte die Arme wären sicherlich zu schwach und ich könnte mich gar nicht halten, aber das ging tatsächlich „einigermaßen“ gut, für meine Verhältnisse, also freue ich mich. Aber alles was ich machen konnte, war halt minimal. Natürlich bin ich trotzdem angefixt und werde auch bei uns noch ein paar Hallen besuchen und testen.
… ich weiß, selten so eine Gazelle an der Wand gesehen… ?
Aber, und das muss ich mir immer eingestehen, kommen dann auch Gedanken, wie viel Spaß ich haben könnte und wie gut könnte ich sein, wenn ich eben kein Handycap hätte.
Ich traue mich zum Beispiel nicht abzuspringen, zu guter recht, ich habe drei künstliche Gelenke. ???♀️ Aber es frustriert auch, dass eben so einfache Dinge dann nicht gehen. Es sieht bei den anderen immer so leicht aus und ich denke dann immer, dass muss ich doch auch können, aber (Gott sei Danke muss man sagen) schaltet sich früh genug mein Gehirn wieder ein. ?
Viele bewundern immer, dass ich so viel mache und teste, trotz der Schmerzen. Und ja, ich mache es gerne, aber es zeigt mir auch deutlicher, was alles nicht mehr geht, was anderen ohne Mühe gelinkt. Jedes Mal werde ich erinnert, dass die Sonnenseite immer Schattenseiten mit sich zieht… Ich habe trotzdem Spaß, natürlich, aber sehe ich dann immer andere wie toll die das machen, wie stark sie sind und so weiter. Im Gegensatz dazu muss ich um jeden Muskel dreimal so stark kämpfen, weil das Cortison mich dämmt. Versteht ihr das?! Würde ich es nicht testen, würde ich mir auch manche Selbstgeißelung ersparen. ?
Selbst beim Thai Chi, dort sind viele ältere Herrschaften, die immer noch ein besseres Gleichgewicht haben als ich, und vermutlich die besseren Knochen. Dann erzählen sie sich ihre Leiden und sagen zu mir, wie gut ich es habe, das ich noch jung bin. Keiner dort weiß bisher, das ich vermutlich mehr künstliche Gelenke habe, als alle 20 Rentner im Raum?! Aber ich will eben dort nicht klagen, denn es geht mir gut.
Ich klage eh schon viel zu viel bei meinen Freunden und Kollegen, dann nicht noch bei Fremden. Meine Freunde und Familie sind ja schließlich dafür da. ??
Dennoch, ist es hart so viele Sportarten zu mögen und doch so wenig machen zu können. Oft frage ich mich, wie ich das Leben gesund gemeistert hätte. Wäre ich dennoch Sportbegeistert, oder wäre ich faul? Wäre ich wirklich Polizistin geworden? Wäre mein Leben so viel einfacher gewesen oder würde ich schneller klagen, weil ich gar nicht wüsste wie gut es mir geht?
Wir wissen es nicht, was prinzipiell auch gut so ist. Allerdings bleiben die Fragen und in jeder schlechteren Minute, wenn ich anderen beim Trainieren nur zusehen kann, möchte ich auch ein Leben, meine Zeit, ohne Schmerzen. Ich will auch wieder ohne Gedanken an warum und wieso, lachen und feiern. Irgendwo sein, und es ist egal wie ich nach Haus komme, denn zur Not gehe ich einfach zu Fuß ohne zu überlegen wie weit ich es wohl schaffe und wie stark die Schmerzen dann am nächsten Tag wohl sein werden. ??♀️
Tatsache ist: Ich hingegen kalkuliere schon früh die Strecken und überlege ob ich es schaffen kann. Ob Urlaub, Feiern oder spazieren gehen, man lernt zu kalkulieren. Vor allem auch beim Sport. ? Gerne würde ich einmal nur wieder tauschen, für ein paar Tage. Und dann alles machen, was ich jetzt gerne richtig machen mag…
Strandbuggi fahren zum Beispiel. Dort habe ich nämlich angerufen, gibt es bei uns ja nur an der Nordsee, ich glaube es war Sankt Peter Ording?! Der netter Besitzer hat mir dann leider gesagt, dass ich das Thema besser sein lassen sollte, weil man oft aufstehen muss, Richtungen wechseln und schon Kraft in dem Armen braucht. Meine To Do Liste ist recht lang und ich weiß jetzt schon, dass Anteile für immer unerledigt bleiben. ☹️
Aber es gibt immer noch viel Schönes und das lebe ich auch. Alles was geht genieße ich dafür um so mehr. Und was viele auf morgen schieben, mache ich meistens so schnell wie möglich, denn wer weiß wie lange es noch so geht. So mache ich meine Träume oft wenigstens zur Wirklichkeit und schiebe sie nicht vor mir her, wie ich es vielleicht täte, wenn ich gesund wäre?! Wir werden es niemals erfahren…
Also, wie schon häufiger von mir geraten, genießt das Leben und zwar jetzt und nicht irgendwann. Denn irgendwann werdet auch ihr euch fragen, was wäre gewesen wenn…?!
Somit dicke Umarmung und schöne Abend
Eure Desi